Bei der Delphi-Methode handelt es sich um eine strukturierte Gruppenbefragung (vgl. Bortz, 1984, S.189; Linstone/Turoff, 1975, S.3; Köhler, 1992). Das Ziel ist es das „hoch spezialisierte Wissen von Experten für die Klärung einer Forschungsfrage nutzbar zu machen“ (Hasse, 1999, S.212). Die Delphi-Methode wurde in den 50er Jahren von der RAND Corporation (Research and Development Corporation: eine Forschungsgesellschaft, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gegründet wurde, um die Streitkräfte der USA zu beraten) mit dem Ziel entwickelt, Vorhersagen zu wirtschaftlichen Fragestellungen zu treffen. Die Delphi-Befragung fand in der Sozialforschung bisher wenig Verwendung.
Bei der klassischen Vorgehensweise wird Fachleuten aus verschiedenen Bereichen derselbe Fragebogen mehrmals vorgelegt. Nach den jeweiligen Runden findet eine Rückkopplung der Ergebnisse statt, anhand derer die Experten die Fragen erneut beantworten. Die Befragung wird solange wiederholt bis ein Konsens erreicht wird. Die Grundprinzipien der Delphi-Methode sind (Geschka, 1977):
Ein Vorteil dieser Vorgehensweise liegt in der höheren Qualität der Problemlösung im Vergleich zur Sammlung von Einzelbeiträgen (vgl. Häder/Häder, 1994, S.11). Man geht des Weiteren davon aus, dass Experten bessere Schätzungen abgeben als Laien (vgl. Geschka, 1977). Die Besonderheit der Delphi-Methode liegt in der Rückkopplung der Ergebnisse nach jeder Runde. Aufgrund der Rückmeldungen können die Experten die Gruppenmeinung einsehen und ihre Angaben daran evaluieren. Gegebenenfalls können sie ihre Meinung ändern ohne einen Reputationsverlust zu befürchten. Darin liegt der Vorteil gegenüber nicht anonymisierten Befragungen, in denen Gruppeneffekte zu einer Verfälschung der Ergebnisse führen können. Sie verbessert so den Gebrauch von Interaktionen in Forschergruppen
Die Verlässlichkeit der Ergebnisse von Delphi-Untersuchungen wurde unter anderem von Dalkey (1969) erprobt. Die Experimente, bei denen Dalkey Studenten Größenschätzungen abgegeben ließ, deren wahrer Wert bekannt, den Studenten aber unbekannt waren, erbrachten folgende Ergebnisse:
Kritik an der Delphi-Methode wurde vorwiegend bezüglich des Vorhersagewertes des Konsensus geübt. Der hohe Zeitbedarf sowie die nicht zu erzielende völlige Objektivität sind weitere Nachteile einer Delphi-Studie.
Die Anwendungsgebiete der Delphi-Methode sind vielseitig. Neben dem Haupteinsatz in der Prognoseforschung und der Konsensbildung werden Delphi-Studien in der neueren Zeit auch zur Problemlösung, zur Beurteilung, zur Zielbildung und zur Ideengenerierung verwendet (vgl. Dichtl/Müller, 1991). Zu Beginn der Etablierung der Delphi-Methode wurde die Verwendung von quantitativen Daten betont. Hasse (1999) stellt die herausragende Eignung der Delphi-Methode zur qualitativen Forschung heraus, „denn gerade ihre methodologische Offenheit und Flexibilität macht sie universell anwendbar und zwingt zur spezialisierenden Konzeptionalisierung … „ (Hasse, 1999. S. 216). In der vorliegenden Studie wird sich dieser Eigenschaft des Delphi-Verfahrens bedient.